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Portraits

1996–2001

…Göran Gnaudschun hat mit beißender Aufrichtigkeit fotografiert. Man sieht, dass es Freunde sind, Gleichgesinnte, Mitstreiter, die da als Bildpersonal auftauchen. Keine Jammerlappen, nicht die popistische Selbstgefälligkeit der Modepunx mit ihren Klamotten kalkulierter Dreckperspektive, die doch so unglaublich geduscht riechen. In der Berliner Kunststiftung Poll ist es eine ganze Portraitkette, die Gnaudschun zusammen gestellt hat, Fotos von jungen Leuten zwischen 20 und 30 – Piercings, mal Dreadlocks, mal Glatze, Typen die gern in ihrem eigenen Schatten ruhn und solche aus der Wildnis. Das ist keine „Hall Of Fame“ – aber zumindest eine Straße der Besten, die ihren eigenen Weg gehen und die wissen, dass es nicht Champagner ist, was da durch ihre Herzkammern pulsiert. Gnaudschun hat die Portraitierten so aufgenommen, dass ein leichter Abstand zum Betrachter entsteht, nicht jeder kommt so einfach in diesen Mikrokosmos hinein. Gerade deshalb wirkt das Widerborstige dennoch, was aus manchem Blick spricht, so anziehend. Diese Bilder sind unverhohlen zeitwendeheischend und doch wahnsinnig melancholisch. In Ihnen waltet nicht träger Theorieausfluss über eine beängstigende Welt, eher so etwas, wie der betörende Charme eines grimmig-euphorischen Aufbruchs…

Christoph Tannert in einem Radiofeature bei „RBB Kultur“,  16. 11. 01