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Vorher müsst ihr uns erschießen.
1996‒2000
…Entscheidend ist allein, dass sich die einzelnen fotografischen Bilder, die jeweils für sich nur Bestandteile eines Ganzen sind, zu einem Netzwerk wechselseitig ergänzender, kommentierender, auch widersprechender visueller Eindrücke eines konkreten Wirklichkeitsaspektes schließen; zu einer Art statischen Film, der seine Dynamik aus der bildnerischen Kraft eines jeden einzelnen Bildes, aus seiner spezifischen Optik, seines Formates und seiner Farbigkeit bezieht sowie seiner Position im konfliktreichen Zusammenhang der gesamten Bilder-Montage und natürlich der Bewegung der Augen der Betrachter. Künstlerische, fotografische und filmische Elemente – letzteres manifestiert sich im »running gag« eines Huhns und seiner Küken, die mehrfach auftauchen – verknüpft Göran Gnaudschun mit frappierender Souveränität. Er überschreitet stilistische, gattungsmäßige und mediale Grenzen, landet aber nicht im weiten Feld der üblichen Beliebigkeit, sondern schärft den Blick für die widersprüchliche Textur des Realen, der erfahrbaren Welt. Dabei unterliegt er nicht dem trügerischen Glauben an die unverstellte Abbildbarkeit des Tatsächlichen. Jedes Bild entwirft sozusagen gleichzeitig sein Gegenbild, und es sind im Endeffekt die Lücken zwischen den Bildern, die sich mit dem Stoff der Wirklichkeit füllen…
Dank einer strikt subjektiven, gleichwohl beständig gebrochenen und gespiegelten Vergegenwärtigung öffnet Göran Gnaudschun den Blick für eine Welt, die selbst im Bewusstsein des Scheiterns ihrer Vorstellung von Freiheit lebt – Leben und Kunst korrespondieren…
Klaus Honnef
Laudatio für Göran Gnaudschun
1. Kunstpreis für Bildende Kunst,
pro Brandenburg e.V., 2000